Marian Williams – blog:kaatibun movies and more

Dezember 5, 2013

Das Innsbrucker Village & das ewige Lied vom Geld

Filed under: 'Durch den Film gedacht',Film — Marian W @ 17:36
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Anlässlich des Kinostarts von „Inside Llewyn Davis“ ein post , der schon zur Premiere auf der Viennale geschrieben wurde:

Was hat der neue Film der Coen-Brüder mit einem Innsbrucker Konzert zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Aber weil die Coens in „Inside Llewyn Davis“ mit der Geschichte eines Musikers eine allgemeine Parabel, in einem bestimmten Milieu, erzählen, ist die Verbindung nicht allzu weit hergeholt.

Es geht in dem Film, der die heurige Viennale eröffnet hat, um einen Folk-Musiker, der sich im bitterkalten Winter des Jahres 1961 versucht mit kleinen Gigs über Wasser zu halten und auf der Suche nach einem Schlafplatz durch das New Yorker Village tingelt. Der Film beginnt aber mit einem Auftritt, der am Ende die Klammer wieder schließen wird: Im heute legendären ‚Gaslight‘-Club gibt Llewyn einen melancholischen Song zum Besten und lässt danach den Hut herumgehen. „Playing for the basket“ – dieses Finanzierungsmodell ist scheins auch gute 50 Jahre später, trotz aller Umbrüche in der Musikwelt, immer noch nicht ausgestorben. Was damals mit einer Chance auf einen Plattenvertrag verbunden war, ist aber heute bestenfalls ein bescheidenes Almosen um das die Musiker das Publikum demütig anbetteln müssen.
Im kleinen hiesigen Pendant des ‚Gaslight‘, dem ‚Early Bird‘, treten in der Gegenwart ebenfalls oft „unberühmte“ lokale Musiker auf und müssen sich auf ihren Hut und das mehr oder weniger spendable Publikums verlassen, zuletzt etwa im Oktober bei einem Konzert von Kamil Szlachta. Dort allerdings ging der Hut nicht einmal für den Musiker selbst durch die Reihen, sondern für einen guten Zweck: konkret ging es darum, zum Kauf eines neuen Mischpults beizutragen, das verwendbare Live Mitschnitte ermöglicht – und das kostet mehr als ein paar Münzen. So verfahren ist die Situation also am unteren Ende der Musikbranche auch hierzulande  in der Innsbrucker Großstadt, nicht nur im New Yorker Village der 60er. Die Dreiecksbeziehung zwischen Musiker, Veranstalter und Publikum ist eine noch schwierigere Liebesgeschichte geworden.

Auf den zweiten Blick ist es also doch anders als zur Zeit von Llewyn Davis, der zumindest noch „entdeckt“ werden und damit in die Branche einsteigen konnte. Heute ist die Verwertung von Musik zwar nach dem Sterben der Tonträger wieder primär auf Live-Auftritte ausgelegt; das Verhältnis von dem, was das Publikum bereit ist zu zahlen, und den Unkosten von Veranstaltern und Musikern, geht jedoch vorallem für die Kleinen nicht mehr auf. Vom hauptberuflichen Davon-Leben-Können junger Musiker gar nicht zu reden. Ganz nüchtern betrachtet: Es geht nicht darum, auf einer Bühne vor Publikum sein musikalisches Können zu beweisen als realistisches Karriere-Sprungbrett und irgendwann klappt’s dann und man wird belohnt. Die Faktoren für den ersehnten Erfolg sind nicht mehr zu erkennen und kalkulierbar. Das Publikum ist zugleich überfordert und verwöhnt – und da zähle ich mich selbst als Musikbanause durchaus dazu: Als ich vor Kurzem 35 Euro für einen Live-Auftritt und eine CD-Box eines zugegeben ziemlich coolen Amerikaners gezahlt habe, hab ich es am nächsten Tag schon fast bereut. Dass die Auftritte seines one-man Euro trips inklusive Vorband und Hotel auch irgendwie bezahlt werden müssen, weiß mein schlechtes Publikumsgewissen natürlich.

Aber kein Grund zur zwecklosen Nostalgie nach vermeintlich besseren Zeiten: In der Geschichte der Coens geht es damals schon nicht um die musikalische Qualität. Die absurdesten Folk-Performer treten mit Llewyn zusammen auf, von der Oma mit ihrer Klampfe bis zum einschläfernden Rollkragen-Matrosenquintett. Einmal wird Llewyn sogar für eine textlich grenzdebile komödiantische Elvis-Imitation engagiert, die dann zum Hit wird, ohne dass der Unglücksrabe etwas davon hätte. Er will bei seinem Ding bleiben und macht sich auf nach Chicago um beim Betreiber eines großen Clubs vorzuspielen. Nach einer anstrengenden Autostopp-Fahrt mit dem grandios-bösen John Goodman, bewegt er den Manager dazu, ihm einen Song lang zuzuhören. Doch der sagt nur einen Satz zu ihm: „I see no money here.“ Wie der Film dann schlussendlich ausgeht, gibt’s ab sofort im Kino zu sehen. Nur soviel: Am Schluss sieht man einen 21-jährigen Typen mit Wuschelkopf im Gaslight zur Gitarre greifen und mit markanter Stimme seine Folksongs singen – *er* wird damit die ersten Schritte auf dem Weg zur Legende gehen – und den Mythos des ‚genialen shooting stars‘ vorführen. Im Jahr 2013 aber gilt für das Tiroler Publikum vorallem eines: ohne Money hört die Musik hier irgendwann auf.

7 Kommentare »

  1. botox before and after pics

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    Trackback von botox before and after pics — September 16, 2014 @ 02:07 | Antworten

  2. please click the next web page

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    Trackback von botox forehead messing up eyelids — Januar 21, 2015 @ 14:03 | Antworten

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    Trackback von sephardic Passover foods allowed — Januar 31, 2015 @ 23:48 | Antworten

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    Trackback von interstate free moving checklist — Februar 21, 2016 @ 02:59 | Antworten


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